Einem Bericht der englischen Tageszeitung „The Guardian“ zufolge herrschen auf den WM-Baustellen in Katar
katastrophale Zustände. Zwischen dem 4. Juni und dem 8. August 2013 sind
demnach insgesamt 44 nepalesische Gastarbeiter auf den Baustellen wegen
Herzversagens oder Arbeitsunfällen gestorben. In dem Bericht ist von
Zwangsarbeit und menschenunwürdigen Zuständen die Rede. Sollte die Zahl der
Todesfälle so fortschreiten wie bisher, würden bis zum WM-Beginn mindestens
4000 ausländische Arbeitskräfte sterben, sagte ein Vertreter des
Internationalen Gewerkschaftsbunds (ITUC) der Zeitung. Beschämende Zahlen für
ein Land mit einem der weltweit höchsten Pro-Kopf-Einkommen.
Im Durchschnitt stirbt täglich ein Arbeiter
Der „Guardian“ beruft sich in
seinem Bericht auf Unterlagen der nepalesischen Botschaft in Katar. In diesem
Sommer sei im Schnitt ein Arbeiter pro Tag – viele von ihnen junge Männer – an
einem plötzlichen Herzinfarkt gestorben. Nepalesen machen neben Indern die größte Gruppe
unter den Arbeitern auf den WM-Baustellen aus. Die vielen Todesfälle gehen laut
dem Bericht vor allem auf die katastrophalen Bedingungen zurück. Trotz
Temperaturen von 50 Grad erhielten die Arbeiter zum Beispiel kein kostenloses
Trinkwasser. Laut dem Bericht der nepalesischen Botschaft gebe es Hinweise auf
Zwangsarbeit. Einige Gastarbeiter hätten seit Monaten keinen Lohn erhalten.
Einige müssten deshalb um Essen betteln. „Wir arbeiten stundenlang mit leerem
Magen, 12 Stunden Arbeit und dann kein Essen die ganze Nacht“, sagte der
24-jährige Ram Kumar Mahara dem „Guardian“. „Als ich mich beschwert habe, warf
mich der Manager aus dem Arbeitscamp, in dem ich lebe und weigerte sich, mir
irgendetwas zu bezahlen. Ich musste bei anderen Arbeitern um Essen betteln.“
Moderne Sklavenhaltung
Ihre Pässe sollen routinemäßig
konfisziert werden und auch keine Identifikationskarten ausgegeben werden – so
dass ihr Status der von illegalen Einwanderern ist. „Wir wollen gehen, aber das
Unternehmen lässt uns nicht“, sagte ein nepalesischer Einwanderer. „Ich bin
wütend, wie diese Firma uns behandelt, aber wir sind hilflos. Ich bereue es,
hergekommen zu sein, aber was sollen wir machen?“ Die nepalesische
Botschafterin in Katar, Maya Jumari Sharma, beschrieb die Zustände zuletzt als
„offenes Gefängnis“. Etwa 30 Nepalesen suchten deshalb Zuflucht in der
Botschaft, um den brutalen Bedingungen zu entkommen. Nach Informationen des
„Guardian“ müssen die Arbeiter zum Teil zu zwölft in einem Zimmer schlafen und
werden wegen der schlechten hygienischen Bedingungen krank.
Wie
reagiert die Weltgemeinschaft?
Der Weltfußball-Verband FIFA
zeigte sich über die Berichte "besorgt" und kündigte an, die Verantwortlichen aus dem Wüstenstaat
zu kontaktieren. "Diese Berichte werden beim Treffen des Exekutivkomitees am 3./4. Oktober
diskutiert", teilte die FIFA auf Twitter mit. Ein Sprecher des
Veranstaltungskomitees in Katar zeigte sich entsetzt über die Enthüllungen des „Guardians“.
Es gäbe keine Rechtfertigungen für die schlechte Behandlung der Arbeiter. Alle
Nationen, die beabsichtigen sich für die Fußball-WM 2022 zu qualifizieren, sind
nun aufgefordert Stellung zu beziehen. Sollten sich die Arbeitsbedingungen in Katar
nicht deutlich verbessern – der Tod von Arbeitern ist inakzeptabel – bleibt nur
eine Alternative: Boykott.
Video (auf engl.) des „Guardian“
über die Zustände auf Katars WM-Baustellen:
Hier kann man sich für die Rechte der Arbeiter in Katar engagieren: http://act.equaltimes.org/de/fillastadium