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Freitag, 27. September 2013

Katar – Zwangsarbeit auf WM-Baustellen



Einem Bericht der englischen Tageszeitung „The Guardian“ zufolge herrschen auf den WM-Baustellen in Katar katastrophale Zustände. Zwischen dem 4. Juni und dem 8. August 2013 sind demnach insgesamt 44 nepalesische Gastarbeiter auf den Baustellen wegen Herzversagens oder Arbeitsunfällen gestorben. In dem Bericht ist von Zwangsarbeit und menschenunwürdigen Zuständen die Rede. Sollte die Zahl der Todesfälle so fortschreiten wie bisher, würden bis zum WM-Beginn mindestens 4000 ausländische Arbeitskräfte sterben, sagte ein Vertreter des Internationalen Gewerkschaftsbunds (ITUC) der Zeitung. Beschämende Zahlen für ein Land mit einem der weltweit höchsten Pro-Kopf-Einkommen.

Im Durchschnitt stirbt täglich ein Arbeiter

Der „Guardian“ beruft sich in seinem Bericht auf Unterlagen der nepalesischen Botschaft in Katar. In diesem Sommer sei im Schnitt ein Arbeiter pro Tag – viele von ihnen junge Männer – an einem plötzlichen Herzinfarkt gestorben. Nepalesen machen neben Indern die größte Gruppe unter den Arbeitern auf den WM-Baustellen aus. Die vielen Todesfälle gehen laut dem Bericht vor allem auf die katastrophalen Bedingungen zurück. Trotz Temperaturen von 50 Grad erhielten die Arbeiter zum Beispiel kein kostenloses Trinkwasser. Laut dem Bericht der nepalesischen Botschaft gebe es Hinweise auf Zwangsarbeit. Einige Gastarbeiter hätten seit Monaten keinen Lohn erhalten. Einige müssten deshalb um Essen betteln. „Wir arbeiten stundenlang mit leerem Magen, 12 Stunden Arbeit und dann kein Essen die ganze Nacht“, sagte der 24-jährige Ram Kumar Mahara dem „Guardian“. „Als ich mich beschwert habe, warf mich der Manager aus dem Arbeitscamp, in dem ich lebe und weigerte sich, mir irgendetwas zu bezahlen. Ich musste bei anderen Arbeitern um Essen betteln.“

Moderne Sklavenhaltung

Ihre Pässe sollen routinemäßig konfisziert werden und auch keine Identifikationskarten ausgegeben werden – so dass ihr Status der von illegalen Einwanderern ist. „Wir wollen gehen, aber das Unternehmen lässt uns nicht“, sagte ein nepalesischer Einwanderer. „Ich bin wütend, wie diese Firma uns behandelt, aber wir sind hilflos. Ich bereue es, hergekommen zu sein, aber was sollen wir machen?“ Die nepalesische Botschafterin in Katar, Maya Jumari Sharma, beschrieb die Zustände zuletzt als „offenes Gefängnis“. Etwa 30 Nepalesen suchten deshalb Zuflucht in der Botschaft, um den brutalen Bedingungen zu entkommen. Nach Informationen des „Guardian“ müssen die Arbeiter zum Teil zu zwölft in einem Zimmer schlafen und werden wegen der schlechten hygienischen Bedingungen krank.

Wie reagiert die Weltgemeinschaft?

Der Weltfußball-Verband FIFA zeigte sich über die Berichte "besorgt" und kündigte an, die Verantwortlichen aus dem Wüstenstaat zu kontaktieren. "Diese Berichte werden beim Treffen des Exekutivkomitees am 3./4. Oktober diskutiert", teilte die FIFA auf Twitter mit. Ein Sprecher des Veranstaltungskomitees in Katar zeigte sich entsetzt über die Enthüllungen des „Guardians“. Es gäbe keine Rechtfertigungen für die schlechte Behandlung der Arbeiter. Alle Nationen, die beabsichtigen sich für die Fußball-WM 2022 zu qualifizieren, sind nun aufgefordert Stellung zu beziehen. Sollten sich die Arbeitsbedingungen in Katar nicht deutlich verbessern – der Tod von Arbeitern ist inakzeptabel – bleibt nur eine Alternative: Boykott. 

Video (auf engl.) des „Guardian“ über die Zustände auf Katars WM-Baustellen: 

Hier kann man sich für die Rechte der Arbeiter in Katar engagieren: http://act.equaltimes.org/de/fillastadium