Als Kolumbus während seiner vierten und letzten Reise am 14.
August 1502 in der Bucht von Trujillo zum ersten Mal Fuß auf das amerikanische
Festland setzte, konnte er nicht ahnen, was sich hier mehr als 500 Jahre später
abspielen würde. Verwundert hätte der Eroberer auf die Pläne des kanadischen
Investors Randy Jorgensen geschaut, der in dem beschaulichen Ort ein
touristisches Großprojekt verwirklicht. Herzstück der 30-Millionen-Dollar-Investition
ist neben Ferienwohnungen für betuchte Nordamerikaner, großzügigen Parkanlagen
und einem Wildgehege, ein Kreuzfahrtterminal, das erste an der Karibikküste von
Honduras (zwei weitere befinden auf der zu Honduras gehörenden Karibikinsel
Roatán).
In wenigen Jahren von Null auf Hundert
Für Weihnachten 2014 ist die Ankunft des ersten Schiffs mit
rund 2000 Touristen an Bord vorgesehen. In den darauffolgenden Jahren sollen es
dann Hunderttausende Touristen jährlich sein, die Trujillo besuchen, so Jorgensen.
Denjenigen, die während ihres Stopovers an Land gehen, sollen die natürlichen
und kulturellen Schönheiten der Region nähergebracht werden. Zu den kulturellen
Highlights zählt hierbei das Essen und Brauchtum der Garifuna, einer
afrokaribischen Volkgruppe, die seit mehr als zweihundert Jahren verstreut in
vielen kleinen Dörfern an den Küsten von Honduras, Guatemala, Belize und
Nicaragua lebt.
Dem „Fortschritt“ geopfert
Doch gerade die Garifuna sehen dem Megaprojekt mit wenig
Begeisterung entgegen, die Mehrheit traut den vagen Versprechen von Jobs und
Wohlstand für alle nicht. "Erfahrungen mit ähnlichen Großprojekten in Mexiko oder der Dominikanischen Republik haben gezeigt, dass die lokale Bevökerung nur sehr wenig profitiert, sagt Lenín Gonzales von der Garifuna-Organisation Ofraneh. Direkte Erfahrungen mit dem neuen Projekt konnte
bereits das Stadtviertel Río Negro in den Jahren 2009/2010 machen. Es wird
überwiegend von Garifuna bewohnt und ist inzwischen zur Hälfte verschwunden. Wo
einst einige einfache Häuser am Strand und im sumpfigen Umland standen, wird
nun an einer modernen Hafencity auf einer Fläche von 15.000 Quadrametern gebaut, umgeben von einem hohen Maschendrahtzaun.
Wer profitiert und wer nicht?
Aus dem Verkauf ihres Landes haben die Bewohner von Río
Negro wenig Nutzen gezogen. „Die meisten haben unter Wert verkauft und wurden
über den Tisch gezogen,“ sagt der Leiter des Katasteramts von Trujillo, Edilberto
Cuevas Bustillo. Grund war unter anderem
die schlechte Informationspolitik der Firma Life Vision Properties, die
das Projekts „Banana Coast“ managt, was auch von den Vertretern des städtischen
Tourismusbüros bestätigt wird. Wer sich weigerte zu verkaufen, wurde mehr oder
weniger sanft gezwungen.
Mit Druck und Zwang
Das gibt sogar Investor Randy Jorgensen ganz
offen im Interview zu: „Wir brauchten das Land und haben eine Frau, die nicht
verkaufen wollte, unter Druck gesetzt.“ Das geschah mit Hilfe einer eigens aus
der Hauptstadt Tegucigalpa angereisten Regierungskommission, denn die
honduranische Regierung hat das Projekt „Banana Coast“ hat zur Chefsache
erklärt. Selbst Staatspräsident Porfirio Lobo, 2009 unter Putschbedingungen an die Macht gekommen, war schon vor Ort.
Teil II in wenigen Tagen ...