Freitag, 29. Juli 2016

Buchneuerscheinung: »FAIRreisen. Das Handbuch für alle, die umweltbewusst unterwegs sein wollen«



Das neue Buch von „Fair einkaufen-aber wie?“-Autor Frank Herrmann warnt vor den verheerenden Folgen des Massentourismus und zeigt, wie »anders reisen« funktioniert. Der Tourismus boomt. Ungeachtet von Krieg, Terror und Flüchtlingskrisen reisen jährlich rund 1,2 Milliarden Menschen rund um den Globus – das sind achtmal mehr als noch im Jahr 1970. Doch wie viel Tourismus verträgt unsere Erde? Fest steht, dass die Grenzen der Belastbarkeit vielerorts erreicht, wenn nicht bereits überschritten sind. Welche Probleme der immer weiter wachsende Massentourismus für Mensch, Umwelt und Klima mit sich bringt und wie wir einen umweltverträglicheren Tourismus leben können, zeigt Frank Herrmann in seinem neuen Buch.

Die Schattenseiten des Tourismus beleuchten

Als eine der wichtigsten Industrien der Welt setzt die Tourismusbranche nach Angaben des World Travel und Tourism Councils (WTTC) jährlich weltweit rund zwei Billionen Euro um und erwirtschaftet 9,8 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts. Damit leistet sie in vielen Ländern einen bedeutenden Wirtschaftsbeitrag und schafft rund 284 Millionen Arbeitsplätze – wenngleich überwiegend im Niedriglohnsektor. Doch mit dem wirtschaftlichen Erfolg wird auch die Kehrseite der wachsenden Touristenströme immer deutlicher sichtbar. »Während der Tourismus Jobs und Einkommen schafft, werden die Rechte der Angestellten und Arbeiter in den Urlaubsregionen oftmals mit Füßen getreten«, kritisiert der Autor in seinem Handbuch »FAIRreisen«. Unsere zunehmende Reiselust geht einher mit einem Mehr an Abfällen, Treibhausgasen und Ressourcenverbrauch – und nicht selten auch mies bezahlten Jobs, Kinderarbeit und Sextourismus.

Fair reisen – wie geht das?

Doch wie sieht der verantwortungsbewusste Tourismus der Zukunft aus? »Ökologisch,sozial verträglich, klimafreundlich und politisch korrekt«, so Frank Herrmann, und er liefert in seinem Buch zahlreiche Tipps, Ideen und Adressen zu dessen Realisierung: Wie finde ich umweltfreundliche Hotels, Fluggesellschaften, Kreuzfahrtschiffe? Wie kompensiere ich die Klimagase, die meine Reise verursacht? Welche Tourismussiegel sind seriös, welche nur Augenwischerei? Wie kann ich klimafreundlicher Skifahren? Wie gestalte ich meine Geschäftsreisen nachhaltig? Werden auf meiner Urlaubsreise Menschenrechte verletzt? Wie vermeide ich Müll im Urlaubsland? Wo bekomme ich ökologisch und fair produzierte Trekkingklamotten? Wer Antworten auf diese und viele weitere Fragen sucht, wird bei Frank Herrmann garantiert fündig. Zusätzlich stellt der Autor den Leserinnen und Lesern 500 faire und grüne Länderreisetipps exklusiv und kostenlos im Internet zur Verfügung.
Bildquelle: Frank Herrmann

FAIRreisen wurde mit dem ITB-Buchaward 2017 für das beste touristische Fachbuch ausgezeichnet.



Freitag, 22. Juli 2016

Fair Transport: Freiwillige bauen Segel-Transportschiff für Öko-Waren



T-Shirts "made in Bangladesh" in den Kleiderschränken, iPhones in den Hosentaschen, das entgrätete Lachsfilet zum Abendessen - etwa 90 Prozent von dem, was wir konsumieren, kommt per Schiff zu uns. Die Frachter der Reederei-Giganten Mærsk oder MSC etwa sind mehr als vier Fußballfelder lang und können bis zu 19.000 Container fassen. Es ist diesesContainerprinzip, das die Schifffahrt zur Schlagader des globalen Handels macht: An Deck lassen sich die Container praktisch stapeln und kein Platz wird verschwendet. Bei Ankunft verladen Riesenkränen die Container gleich auf LKW. Die Motoren der Riesenschiffe geben sich außerdem mit billigstem und deshalb dreckigstem Schweröl zufrieden. Auch das garantiert einen günstigen Transport - in Zeiten des niedrigen Ölpreises umso mehr. Für die Umwelt ist das weniger erfreulich: Die größten 20 Frachter emittieren so viel Schadstoffe wie die insgesamt eine Milliarde Autos, die es auf der Welt gibt. Nicht genug: Die Schifffahrt stößt doppelt so viel klimaschädliches CO2 aus wie der gesamt globale Luftverkehr.

Warentransport auf hoher See – es geht auch anders

Ort Elsfleth bei Bremen: Die "Avontuur" soll Waren vollkommen emissionsfrei verschiffen - unter Segeln. Hinter dem Projekt steht Cornelius Bockermann, der zuvor viele Jahre als Kapitän über die Weltmeere fuhr. Aus dieser Zeit weiß er um die Umweltkatastrophe Riesenschifffahrt. Doch irgendwann wollte Bockermann nicht mehr mitmachen. Nach einer Auszeit gründete er die Firma "Timbercoast", mit der er seine Idee einer nachhaltigen Schifffahrt nun verwirklichen möchte. Den Startschuss gab der Kauf der Avontuur (Abenteuer auf Niederländisch), einem etwa 100-jährigen Segelschiff. Bockermann fand sie, nach langer Suche, im holländischen Groningen und kaufte sie für knapp 200.000 Euro. In der Werft von Elsfleth bei Bremen wird sie von Bockermanns Team schon seit einem Jahr auf Vordermann gebracht. Bockermanns Team, das sind freiwillige Helfer aus der ganzen Welt – aus Deutschland, Kolumbien, Hongkong und 23 weiteren Ländern. Mehr als 150 Volontäre haben schon mitgemacht. Ihre Devise ist, möglichst viele Sachen selbst zu machen: Sie haben den Rumpf erneuert, den Schiffsbauch renoviert und die Masten aufgestellt. Bockermann stellt seinen Helfern Kost und Logis. Außerdem gibt es für jeden Tag, den jemand an Land mitgeholfen hat, einen Tag Segelschule an Bord der Avontuur.

Nur ökologische Waren an Bord

Bald schon soll es losgehen. Da Bockermann sich langfristig in Australien niederlassen möchte, wird die Avontuur später im Pazifik fahren. Die Testfahrt jedoch führt sie nun von Elsfleth aus nach Brest, Bordeaux und Porto. In Brest kommt nachhaltiger Wein an Bord. In Porto warten Bio-Öl und Portwein. Die Crew der Avontuur will nur ökologisch erzeugte Produkte befördern. 70 Tonnen Ladung fasst die Avontuur - sehr wenig also im Vergleich zu den riesigen Container-Schiffen. Glaubt Kapitän Bockermann wirklich, Reederei- Giganten wie dem Mærsk-Konzern das Wasser abgraben zu können? "All unsere Waren fahren zu Billigstpreisen über die Meere, und alle wollen immer noch mehr Waren haben. Das ökologische Desaster dahinter ignorieren wir einfach", kritisiert er. Cornelius Bockermann will auf seinem Segler Waren ohne schlechtes Gewissen transportieren.
Quelle: Wiwo Green, Bild unten: Fair Transport

Samstag, 16. Juli 2016

2 x Palmöl und Biosprit – wir tanken Regenwald!



1) Filmtipp: Wir tanken Regenwald – Die-Lüge vom Öko-Diesel 
Millionen Verbraucher tanken ohne ihr Wissen schon seit Jahren mit jeder Dieseltankfüllung ein Stück Regenwald. Seit 2007 ist die Industrie staatlich verpflichtet, sieben Prozent Bio in Dieselöl zu mischen und kaum einer weiß davon … mehr zur Sendung lesen


2) Lesetipp: Zu viel Palmöl im Diesel - NABU schlägt Alarm
Eine neue Studie zeigt, dass die Hälfte des Palmöls in der EU im Tank landet. Dort schadet es Regenwäldern und Weltklima gleichermaßen.


 Bildquellen: 1) wdr/ddp - 2) Frank Herrmann

Montag, 11. Juli 2016

EU will Kampf gegen Konfliktmineralien verschärfen



Konflikte insbesondere in Afrika werden mit dem Handel von Mineralien finanziert. Solche Konfliktmineralien sollen nun nach einer neuen EU-Leitlinie nicht mehr nach Europa gelangen. Importeure, Hütten und Raffinerien müssen demnach künftig nachweisen, woher sie ihr Wolfram, Tantal, Zinn und Gold beziehen. Der Verhandlungsführer des EU-Parlaments, Bernd Lange (SPD), bezeichnete die Einigung als einen wichtigen Schritt, um einen Teufelskreis zu durchbrechen. Für Umwelt- und Entwicklungsorganisationen wie Misereor ist das zu wenig. Sie kritisieren, dass für nachgelagerte Wirtschaftszweige wie die Automobil- und Elektroindustrie keine echten Prüfpflichten vorgesehen seien. Zudem halten sie es für problematisch, dass die Regeln auf vier Metalle beschränkt sind. Auch der Verband Deutscher Metallhändler kritisiert die unterschiedlichen Ansätze entlang der Wertschöpfungskette. Eine Gruppe von Verbänden und Organisationen fordert deshalb in einer Petition unter anderem ein Klagerecht für Opfer von Menschenrechtsverletzungen aus dem Mineralienhandel oder eine Vergabe öffentlicher Aufträge nur an Unternehmen, die "ihrer menschenrechtlichen Verantwortung gerecht werden". In den USA gibt es solch ein Gesetz bereits seit zwei Jahren. Eine Alternative sind sogenannte Bio-Metalle, die zusätzlich noch einen weniger schlimmen Einfluss auf die Umwelt haben.
Quelle: pvo/dpa; Bild: Frank Herrmann

Sonntag, 3. Juli 2016

Nachhaltigkeits-EM: Schweden klarer Sieger



Zur Fußball-EM haben die imug Beratungsgesellschaft aus Hannover und die Union Investment Institutional GmbH ermittelt, welches der 24 EM-Länder in Sachen Nachhaltigkeit das beste ist. Grundlage der Nachhaltigkeits-EM ist der Originalspielplan der Fußball-EM 2016 in Frankreich. Die Spiele werden anhand von ESG-Kriterien (Environment, Social, Governance) ausgetragen. Für die Gruppenphase sowie das Achtel-, Viertel und Halbfinale wird je ein ESG-Kriterium als Vergleichswert zwischen den Ländern herangezogen. Das Land mit dem jeweils besseren Wert setzt sich gegen seinen Gegner durch.

Nur saubere Teams kommen weiter!

In der Gruppenphase gewinnen Länder, die als weniger korrupt wahrgenommen werden. „Governance-Kriterien sind Grundvoraussetzung für Nachhaltigkeit. Frei nach dem Motto ‚nur saubere Teams kommen weiter‘, haben wir Korruption als erstes Kriterium gewählt“, so Stephanie Senff-Gerstein, Senior Marketing Managerin bei  Union Investment. Die Daten stammen aus dem Korruptionswahrnehmungsindex von Transparency International. Die Schweiz und Schweden erreichen dabei die besten Werte. Russland und die Ukraine sind weit abgeschlagen und gewinnen kein einziges Spiel. Spanien und Tschechien setzen sich nur aufgrund einer sehr schwachen Gruppe durch und erreichen trotz schlechter Werte die K.-o.-Phase.

Bildungsausgaben und Erneuerbare Energien  ausschlaggebend

Ausschlaggebend für das Achtelfinale sind die Bildungsausgaben der Länder, anteilig gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP). Island und Nordirland überzeugen mit über sieben Prozent anteiligen Investitionen und schlagen damit starke Belgier und Franzosen. Deutschland mit nur knapp fünf Prozent Bildungsausgaben in Relation zum BIP trifft auf noch schwächere Slowaken und zieht mit Glück ins Viertelfinale ein. Knapp ist der Vergleich zwischen England und Polen. Mit nur 0,02 Prozentpunkten mehr können sich die Engländer durchsetzen. Die Viertelfinale gewinnen Länder mit einem höheren Anteil an erneuerbaren Energien an der Primärenergieversorgung. Island kommt auf einen 90-Prozent-Anteil und lässt England mit schwachen fünf Prozent keine Chance. Deutschland verbessert sich zwar auf zehn Prozent, kommt an die 35 Prozent von Schweden aber nicht heran. Auf niedrigem Niveau setzt sich Irland mit sieben Prozent gegen die noch schwächeren fünf Prozent von Wales durch. Gut aufgestellte Portugiesen schlagen im vierten Viertelfinale schwache Nordiren mit 25 zu fünf Prozentpunkten deutlich.

Halbfinale: Wer hat die niedrigsten Pro-Kopf-CO2-Emissionen?

Zwei Neuauflagen von Gruppenspielen gibt es im Halbfinale. Für den Einzug ins Finale müssen die Pro-Kopf-CO2-Emissionen geringer sein als die des Gegners. Portugal kann sich hier für die Korruptionsschlappe revanchieren und besiegt Island mit fast zwei Tonnen CO2-Emissionen weniger. Irland gelingt gegen Schweden dagegen keine Revanche. Mit 7,47 Tonnen CO2-Emissionen pro Kopf kommen sie an die 3,91 Tonnen der Schweden nicht heran und scheiden im Halbfinale aus. Das Finale bestreiten der Favorit und ein Außenseiter. Portugal, nur als Gruppendritter in die K.-o.-Phase gekommen, kamen sowohl die Auswahl der Kriterien als auch die Gegner zugute. Schweden hingegen gewann alle Spiele souverän. Im Finale entscheidet die prozentuale Entwicklung der CO2-Emissionen über den Sieg. Schweden kommt dabei auf eine Reduktion von 4,68 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Portugal erreicht nur knapp drei Prozent. Damit setzt sich Schweden ohne Niederlage souverän durch und wird Nachhaltigkeits-Europameister.

Kein Überraschungssieger, aber ein verdienter

Schweden setzt sich bei den Themen Korruption, Bildungsausgaben, erneuerbare Energien und CO2-Emissionen gegen seine Kontrahenten deutlich durch. Der Sieg der Schweden ist berechtigt. Seit Jahren belegt das Land den ersten Platz im „EIRIS/imug Country Sustainability Rating“. 2015 folgten Österreich, Finnland, die Schweiz und Deutschland auf den nächsten Plätzen. Portugal ist im Rating erst auf Platz 28 zu finden. „Die Auswahl einzelner ESG-Kriterien wirft sicherlich nur Schlaglichter auf die Nachhaltigkeitsleistung der Länder. Aber so konnten wir eine spielerische Darstellung der Europameisterschaft ermöglichen“, ergänzt Dr. Annika Schudak, CSR-Beraterin bei der  imug Beratungsgesellschaft, die Ergebnisse. Ganzheitliche Aussagen über den Beitrag einzelner Länder liefert das auf 50 Indikatoren beruhende Gesamtrating der imug Beratungsgesellschaft und ihrem Researchpartner  Vigeo Eiris.
Quelle: UD/pm