Freitag, 26. September 2014

Billige Bananen machen Hunger




Der Preisdruck deutscher Supermarktketten ist mitverantwortlich dafür, dass der gesetzliche Mindestpreis für Bananen in Ecuador unterlaufen wird. In Kolumbien gibt es keine Preisuntergrenze. Doch auch dort trägt die Verhandlungsmacht deutscher Einkäufer zu einer Verschlechterung sozialer und arbeitsrechtlicher Standards bei. Zu diesem Ergebnis kommt der Report "Billige Bananen: Wer zahlt den Preis?" der Entwicklungsorganisation Oxfam. „Deutsche Supermärkte sind bei der Preisdrückerei tonangebend, Taktgeber sind die Discounter. Diese Billigpreise bedrohen die Existenzen von kleinbäuerlichen Produzenten und Plantagenarbeitern“, erklärte Frank Braßel, der bei Oxfam die Kampagne für wirtschaftliche Gerechtigkeit leitet, am 24.9. in Berlin. Ecuador und Kolumbien sind die beiden wichtigsten Lieferländer für den deutschen Markt.

Preisdrückerei mit System

In Ecuador hängt die Existenz von rund 220.000 Familien von der Bananenproduktion ab, sie arbeiten überwiegend in kleinbäuerlichen Betrieben. Zu deren Schutz gibt es einen gesetzlichen Mindestpreis für Bananen von 6,22 US-Dollar pro 43-Pfund-Kiste. Doch diese Regelung wird nach Oxfam-Informationen systematisch unterlaufen. Demnach stellen die Aufkäufer zwar eine Rechnung mit dem Mindestpreis aus,  überweisen das Geld allerdings erst, wenn sie einen Scheck über die Differenz zwischen tatsächlich ausgehandeltem Preis und Mindestpreis erhalten haben. Den von Oxfam vor Ort befragten Produzenten und Handelsvertretern zufolge spielen die Einkäufer deutscher Supermarktketten dabei eine erhebliche Rolle. So berichtet ein kleinbäuerlicher Produzent, die Firma Dürbeck zahle zwischen vier und 4,50 US-Dollar für eine Kiste Bananen.

Bananenarbeiter unter der Armutsgrenze

Die Rolle deutscher Supermärkte belegen Berechnungen des französischen Forschungsinstituts Basic (Bureau d’Analyse Sociétale pour une Information Citoyenne) anhand offizieller Daten, auf denen der Oxfam-Bericht fußt. Demnach liegt der reale Erzeugerpreis ecuadorianischer Bananen für Deutschland seit 2008 im Jahresschnitt unter dem gesetzlichen Mindestpreis. Während die Einzelhandels- und Importpreise tendenziell gesunken sind, haben die Produktions-, Lebenshaltungs- und Transportkosten in den Anbauländern zugenommen. Die Folge: Rund drei Viertel der Bananenarbeiter und Arbeiterinnen in Ecuador verdienen unterhalb der Armutsgrenze, tausende haben bereits ihre Existenz verloren. Oxfam fordert die Ketten auf, den Kosten- und Preisdruck auf ihre Lieferanten zu verringern. Insbesondere müssten sie dafür sorgen, dass in Ecuador der Mindestpreis gezahlt werde. Die Bundesregierung müsse die Marktmacht der Supermärkte beschränken, unfaire Einkaufspraktiken eindämmen und dazu beitragen, die kleinbäuerlichen Produzenten sowie die Arbeitsrechte der Beschäftigten in der Lieferkette zu stärken.
Quelle: OXFAM/KM