Mittwoch, 8. Januar 2014

Karma und Konsum – passt das zusammen?



Ethisch korrekt, fair und ökologisch einwandfrei zu konsumieren, ist nicht gerade leicht. Das wissen alle, die es tagtäglich ausprobieren. Das Vertrauen gegenüber Großkonzernen, die vollmundig mit „nachhaltigen Versprechen“ locken, hält sich in Grenzen. Viele Konsumenten wissen nur zu gut, dass eine faire Produktlinie noch lange kein faires Unternehmen macht. Doch es gibt Unternehmer, die fairer produzieren als andere. Sie gehen neue Wege und setzen auf Schwarmintelligenz, Crowdfunding und ethisch korrekte Produkte. Nachfolgend drei Erfolgsgeschichten, die vor Kurzem in der Baseler Zeitung präsentiert wurden und hier leicht gekürzt nachzulesen sind.

Erfolgsstory 1 – Ökofaire Turnschuhe

Der Jungunternehmer Van Bo Le-Mentzel machte sich mit der Erfindung von Harz-IV-Möbeln einen Namen. Unter dem Motto «Produzieren statt konsumieren» konstruierte der Architekt aus Berlin Designmöbel für jedermann. Die Bauanleitung stellte er ins Internet. Sein neuster Streich sind ökologisch korrekte Turnschuhe, die Karma Chakhs. Le-Mentzel war es auch, der den Begriff Karma Economy geprägt hat. In der hinduistischen Lehre ist Karma das universelle Zusammenspiel von Ursache und Wirkung. Es bedeutetet, dass unser künftiges Leben davon abhängt, wie wir uns in der Gegenwart verhalten. «Ich bin aber kein Altruist», sagt er im «Punkt Magazin». Es gehe nicht darum zu verschenken, sondern zu tauschen. Geben und nehmen, der Ursprungsgedanke des Wirtschaftens. Inzwischen produziert Le-Mentzel auch Turnschuhe, finanziert über eine Schwarmfinanzierungsplattform. Für 69 Euro konnte man sich dort ein Paar Sneakers kaufen. Die Crowd bestimmte über das Design und wie produziert wird.

Erfolgsstory 2 – Videoplattform Vimeo

Erfolgsgeschichten wie diese werden von der ersten Generation geschrieben, die mit dem Internet aufgewachsen ist. Ein weiteres Beispiel ist Zach Klein aus San Francisco. Als Student bastelte er an einer Videoplattform. Vimeo wurde so etwas wie der seriöse Bruder von Youtube. Mit 25 Jahren ist er Millionär und verkauft seine Anteile. Die Möglichkeiten des Web haben die Art, wie Gemeinschaften miteinander kommunizieren und sich bilden, komplett verändert. Das wissen die jungen Unternehmer zu nützen. Ziel dabei ist nicht, Profit zu machen, sondern Sinn zu stiften. Deshalb hat Zach letztes Jahr eine Bastelplattform für Kinder und Jugendliche erfunden, welche Pfadfinder ins Netz holt. Bereits über 100'000 Kinder sind angemeldet – sie laden Videos hoch, die zeigen, wie man Feuer macht, Setzlinge zieht oder Ziegen hält.

Erfolgsstory 3 – Fairphone

Mit Erstaunen stellte der Holländer Bas van Abel fest, wie schnell man über soziale Netzwerke Menschen mobilisieren kann. Quasi über Nacht hatte er Millionen Euro auf seinem Konto, von Leuten, die ein ethisch korrektes Smartphone kaufen wollten. Auf die Idee für das Fairphone kam Van Abel, nachdem er erfolglos versucht hatte, die Nintendo-Spielkonsole seines elfjährigen Sohnes zu reparieren. Je länger er sich mit dem Innenleben technischer Geräte auseinandersetzte, desto stärker wurde der Wunsch, eine Alternative anzubieten. In diesen Tagen werden die ersten der 25'000, unter möglichst ethischen Bedingungen hergestellten Geräte ausgeliefert – das erste Fairphone ist bereits ausverkauft. Es kann aufgeschraubt werden, und Teile können ersetzt werden. Das erhöht die Lebensdauer. Für die Ökobilanz wurde ein zweiter SIM-Karten-Steckplatz eingebaut. So braucht es für den Geschäftsanschluss kein zweites Telefon mehr. Ein Fairphone 2 sei laut Van Abel nicht geplant. Er will sich nicht dem Innovationsdruck unterwerfen, sondern produziert weiterhin das gleiche Telefon, einfach noch fairer.