Freitag, 31. Januar 2014

Public Eye Awards gehen an Gazprom und GAP

280.000 Menschen haben abgestimmt, vor Kurzem wurden die Gewinner des Public Eye Awards bekanntgegeben:

Gas – koste es was es wolle


Die meisten Votings bekam der russische Gasriese Gazprom, weil er als erstes Unternehmen der Welt 2013 begonnen hatte, in der Arktis Öl zu fördern. Bereits in wenigen Wochen hat der Konzern gegen zahlreiche Vorschriften im Bereich Sicherheit und Umwelt verstoßen, teilten die beiden Organisationen Greenpeace Schweiz und die EvB am Donnerstag in Davos am Rande der 44. Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums mit. Gazprom erhielt wohl auch deshalb mit Abstand die meisten Stimmen seit November 2013 auf der Webseite des Public Eye Award, weil bei der Erstürmung einer Bohrinsel des Konzerns in der Barentssee ein Greenpeace-Schiff von der russischen Küstenwache aufgebracht wurde. Die 30-köpfige Besatzung kam erst nach drei Monaten wieder frei. 

Ignoranter Textilfabrikant


Der US-Konzern GAP wurde von der Public-Eye-Awards-Jury prämiert, weil er sich strikt gegen Reformen bei der Textilherstellung in Bangladesch sträube. Das Unternehmen weigere sich, trotz des folgenschweren Einsturzes von Produktionsgebäuden in Bangladesch mit über 1100 Toten im vergangenen Mai, das internationale Abkommen über die Verbesserung des Arbeits- und Brandschutzes in dem Land zu unterzeichnen.

Mehr zu den „Gewinnern“:

Dienstag, 28. Januar 2014

Das Fairphone im Test



Drei Jahre hat das Projekt an Vorlauf gebraucht, nun ist das erste Fairphone da, finanziert von über 10.000 risikofreudigen Crowdfundern. Selbst Mainstream-Medien haben dem Projekt Fairphone ungewöhnlich viel Aufmerksamkeit geschenkt – und sich selbst ein faires Smartphone. Sie wollten dabei sein bei diesem ersten Unternehmen, das ein solch komplexes Produkt wie ein Smartphone selber bauen lässt, dann auch noch fair produzieren will und dazu Geld von zukünftigen Nutzern einsammelt. Ihre ersten Testberichte ordnen das Fairphone in die Mittelklasse ein, monieren einige Schwächen, loben aber den Ansatz und das Design. Wie fair und gut die erste Edition wirklich ist, zeigt der Test des Online-Nachhaltigkeits-Magazins factor-y. 

Samstag, 25. Januar 2014

Fairtrade plant Label für Textilien



Fairtrade will bei Textilien künftig die gesamte Lieferkette zertifizieren. Bisher gibt es zwar Kleidung aus fair produzierter Baumwolle, bei der Weiterverarbeitung muss aber lediglich die ILO-Kernarbeitsnorm eingehalten werden, die etwa Kinder- oder Zwangsarbeit verbietet. Künftig soll nun die gesamte Produktionskette inklusive der Bedingungen für Arbeiter in den Fabriken dem fairen Standard entsprechen. In drei Jahren könnten die ersten Fairtrade-zertifizierten Hemden und Hosen zu kaufen sein, sagt Maren Sartory von Fairtrade Deutschland im Gespräch. Das Interview führte Ingo Arzt im Auftrag des Rates für nachhaltige Entwicklung.

Frau Sartory, beeinflusst Fairtrade den Textilmarkt positiv oder fristet entsprechende Kleidung noch ein Nischendasein?

Der Marktanteil ist leider noch sehr gering, ich kann nicht einmal sagen, wie hoch. Aber von einem Nischendasein würde ich nicht sprechen. Das mediale Interesse an fair produzierter Kleidung ist sehr groß, auch Konsumenten wünschen sich mehr davon. Aber wer faire Kleidung kaufen will, der muss momentan
danach suchen.

Warum eigentlich?

Die meisten Unternehmen kaufen irgendwo fertige Stoffe, T-Shirts oder Hosen und kennen ihre Lieferkette nicht. Die meisten Konsumenten wiederum wollen zwar keine Kleidung aus Kinderarbeit, aber ein Schnäppchen. Beim Kaffee greifen sie häufiger zu Fairtrade, bei Textilien kaufen sie aber mit einer ganz anderen Intention ein: Sie wollen primär Kleidung, die ihnen steht. Das Einkaufsverhalten ist ein komplett anderes. Deshalb sind hier weniger die Konsumenten und mehr die Firmen in der Verantwortung. Die müssen dafür sorgen, dass ihre Lieferketten fair sind.

Momentan ist bei Fairtrade-Kleidung nur die Baumwolle fair, nicht die gesamte Lieferkette.

Richtig, bisher gibt es tatsächlich keinen Standard, der das von Anfang bis Ende komplett garantiert. Der GOTS, also der Global Organic Textile Standard, bezieht sich nur auf den Bio-Bereich, der macht aber am Markt nur einen kleinen Anteil aus. Bei Fairtrade ist die Baumwolle fair, weil sich die Standards nur auf den Anbau beziehen. Jetzt wollen wir aber die gesamte Lieferkette zertifizieren. Fairtrade ist übrigens nicht bio, auch wenn wir den entsprechenden Anbau mit einem Bonus fördern und auch ökologische Kriterien haben.

Warum ist es so schwer, die gesamte Lieferkette zu zertifizieren?

Wir wollen nicht einfach einen neuen Standard schaffen. Vor kurzem waren wir in Indien unterwegs, da waren wir in Fabriken, in denen hängen schön nebeneinander aufgereiht 20 Zettel mit diversen Zertifizierungen und Verhaltensnormen. Die werden aber nicht gelebt.Nach der Zertifizierung herrscht Stillstand. Wir wollen, dass sich ein Unternehmen auch in eine bestimmte Richtung entwickelt. Es bringt nichts, nur eine Liste abzuhaken.

Was heißt das konkret?

Beispielsweise müssen die Fabriken nachweisen, dass sich die Einkommen nach oben entwickeln. Wir wollen auch, dass die Mitarbeiter geschult und qualifiziert werden. Allgemein arbeiten wir im Fairtrade-System mit einem Netzwerk an Beratern zusammen. Sie helfen dann den Gremien, die darüber entscheiden, wie die Fairtrade-Gelder investiert werden, weil die Arbeiter, die darüber entscheiden, oft keinen höheren Schulabschluss haben. Das alles muss sich erst etablieren.

Wie viele der großen Bekleidungsketten springen bisher auf ihre Idee an?

Bisher gibt es den Standard noch nicht, aber das Interesse ist groß. Manche haben zumindest vereinzelt Bio-Kleidung im Angebot. Aber bei Fairtrade müssen Sie auf langfristige Beziehungen zu ihren Lieferanten setzen. Momentan existieren diese häufig nicht. Wir wollen die Entwicklung des Standards noch dieses Jahr beginnen und hoffen, dass wir dann für die Implementierung möglichst schnell Unternehmen mit an Bord bekommen.

Wird die Kleidung dann teurer?

Das muss nicht sein. Wir haben in Indien Fabriken gesehen, da kommen das billige T-Shirt und das Designer-T-Shirt aus der gleichen Produktionslinie. Die Lohnkosten fallen bei Textilien ohnehin kaum ins Gewicht. Faire Rohstoffe sind auf jeden Fall genug da: Wir haben Bauern, die verkaufen 80 Prozent ihrer Fairtrade-zertifizierten Baumwolle zum normalen Preis, weil die Nachfrage nach fairer Produktion so gering ist.

Quelle: RNE

Mittwoch, 22. Januar 2014

Bald faire Elektronikteile bei Chiphersteller Intel?



Die Innovation, die Intel-Chef Brian Krzanich auf der kürzlich zu Ende gegangenen Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas präsentierte, sorgte für deutlich mehr Aufsehen als die Vorstellung neuer Hightech-Produkte. Krzanich erklärte, dass alle von Intel produzierten Computerprozessoren künftig “konfliktfrei” seien. Damit verspricht der Chef des weltweit größten Chip-Herstellers, dass keine der verwendeten Materialien unter menschenunwürdigen Bedingungen abgebaut werden. Das ist nicht leicht, kommen doch viele der zur Herstellung von Chips benötigten Materialien wie Zinn, Wolfram, Gold oder auch Tantal aus Krisenregionen wie dem Kongo. Wie Schattenarmeen und Milizen mit diesen Materialien ihre grausamen Kriege finanzieren, hat schon vor Jahren die britische NGO Global Witness ausführlich dokumentiert.

Eigene Lieferkette genau untersucht


Mithilfe einer umfangreichen Untersuchung und der Prüfung von unabhängigen Experten will Intel ab sofort sicherstellen, dass die Stoffe aus Minen kommen, in denen keine Menschenrechtsverletzungen stattfinden. Aber solch eine Prüfung ist nicht einfach, hat sich Intel bisher doch vor allem auf Großlieferanten für den Bezug der nötigen Bauteile verlassen. Auch wenn diese Großlieferanten in ihrem Betrieb für ethisch einwandfreie Bedingungen bürgen können: Bisher blieb oft unklar wie es bei den Unternehmen aussieht, von denen sie ihre Komponenten beziehen und woher diese Unternehmen wiederum die Rohstoffe erhalten, mit denen sie arbeiten. Jetzt hat Intel nach eigenen Angaben seine gesamte Lieferkette genau unter die Lupe genommen, die Metalle bis hin zum Abbauprozess verfolgt und die Herstellungsbedingungen überprüft. Dass Krzanich lange für die Lieferkettenorganisation in seinem Unternehmen verantwortlich war, ist mehr als eine Randnotiz: So weiß der Intel-CEO genau, worauf er sich bei der Überprüfung seiner Zulieferer einließ.

90 Prozent der Produkte aus fairen Materialien

 

Aber wäre es nicht leichter gewesen, gänzlich auf Stoffe zu verzichten, die aus möglichen Krisenregionen stammen und stattdessen die Materialien aus unbedenklichen Gegenden zu beziehen? Nein, glaubt Krzanich. Denn das würde die betroffenen und ohnehin angeschlagenen Regionen nur noch weiter wirtschaftlich schwächen. Stattdessen könne Intel, als einer der Hauptabnehmer für seltene Metalle wie Tantal, ein Zeichen in den Krisenregionen setzen und zeigen, dass ein Abbau auch unter menschenwürdigen Bedingungen möglich sei, sagt Krzanich. Würden Lieferanten sich weigern, eine dementsprechende Prüfung zu durchlaufen, würde ihr Vertrag gekündigt. Bisher hat Intel nach eigenen Angaben schon mehr als 60 Metalllieferanten, meist Schmelzhütten, in denen das Metall in seine benötigte Form gebracht wird, in mehr als 20 Ländern besucht. Das ehrgeizige Ziel beim Chiphersteller für die Zukunft lautet, dass noch innerhalb dieses Jahrzehnts mindestens 90 Prozent der Rohstoffe für die Produkte konfliktfrei seien sollen. Für die restlichen zehn Prozent werde an alternativen Materialien gearbeitet. Am Endkundenpreis für Intelprodukte soll sich aufgrund der aufwendigen Kontroll- und Zertifizierungsprozesse nichts ändern, versichert das Unternehmen.

Von Blutdiamanten zu seltenen Metallen


In den USA und Europa wird schon länger über Konfliktrohstoffe und mögliche Lösungen diskutiert. Während es in den 90er Jahren dabei hauptsächlich um sogenannte Blutdiamanten aus Staaten wie Sierra Leone oder Angola ging, diskutieren Experten und NGOs heute zunehmend über seltene Metalle, die vor allem in der Elektronikindustrie eine Rolle spielen. Gegenmaßnahmen, um die Ausbeutung von Menschen beim Abbau dieser Stoffe einzudämmen, gibt es viele. Zum einen wollen Unternehmen mit eigenen Kontrollen und Zertifizierungen ihre Produkte konfliktfrei herstellen. So bietet auch das niederländische Unternehmen Fairphone (s. Blogbeitrag Juni) ein Handy an, das in Teilen frei von Konfliktrohstoffen ist.

Definition „Konfliktrohstoff”, Bonn International Center for Conversion (BICC):
“Konfliktressourcen sind natürliche Ressourcen, deren systematische Ausbeutung und Handel im Kontext eines Konfliktes zu schwersten Menschenrechtsverletzungen, Verletzungen des humanitären Völkerrechts oder Verwirklichung völkerstrafrechtlicher Tatbestände führen kann.”