Sonntag, 29. September 2013

Discounter Lidl in Bangladesch – die Ausbeutung geht weiter


Mal wieder steht der Discounter Lidl negativ in den Schlagzeilen. Ein kürzlich ausgestrahlter Bericht der BBC zeigt die die unmenschlichen Arbeitsbedingungen in der Fabrik Hameem in Bangladesch, in der Lidl laut BBC Jeans und Latzhosen produzieren lässt. Nach Angaben der BBC müssen die Arbeiter und Arbeiterinnen der Textilfabrik nonstop von 7 Uhr morgens bis 2.30 Uhr nachts arbeiten. Außerdem werden sie in die Fabrik eingeschlossen, ein klarer Verstoß gegen alle Brandschutzmaßnahmen. Die gezeigte Fabrik Hameem ist der Kampagne für Saubere Kleidung bekannt für schlechte Arbeitsbedingungen: Am 14. 12. 2010 starben 29 Arbeiter und Arbeiterinnen bei einem Brand in der Fabrik „That’s It Sportswear”, die der Hameem- Gruppe angehört. Auch am 20. Mai 2013 wurden rund 50 Arbeiter der Hameem-Fabriken von Sicherheitskräften teilweise schwer verletzt, als sie gegen die viel zu niedrigen Löhne auf die Straße gingen.

Kritik an der laschen Haltung des Discounters

Gisela Burckhardt von der Kampagne für Saubere Kleidung kritisiert die lasche Haltung von Lidl: „Es klingt schon zynisch, wenn die Lidl-Zentrale den BBC-Bericht als besorgniserregend bezeichnet und darauf hinweist, dass es wichtig sei, die Arbeitsbedingungen in Bangladesch zu verbessern. Welche neue bahnbrechende Erkenntnis! Wo bleiben Lidl’s Kontrollen? Lidl ist für die Arbeitsbedingungen in seiner Lieferkette verantwortlich.” Berndt Hinzmannn von der Kampagne für Saubere Kleidung betont: „Dieser Fall verdeutlicht umso mehr, Unternehmen haben die Verantwortung und müssen Vorsorge tragen, damit es in der Lieferkette keine Arbeits- und Menschenrechtsverletzungen gibt, wie es die UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte fordern.” Mitschuldig macht sich auch die Bundesregierung, die keine Rahmenbedingungen schafft, damit Unternehmen für Arbeitsrechtsverletzungen bei ihren Zulieferern haften müssen. Auf diese Rechtslücke hat der UN-Menschenrechtsrat hingewiesen. Bis heute hat die Bundesregierung nicht einmal einen nationalen Aktionsplan für Wirtschaft und Menschenrechte aufgestellt, wie es die EU fordert.

Immer noch kein existenzsichernder Lohn

Derzeit protestieren Hunderttausende von Arbeiter und Arbeiterinnen in Bangladesch für eine Anhebung des Mindestlohns von derzeit rund 28 Euro auf rund 76 Euro. Die Regierung hat nur eine geringfügige Erhöhung vorgeschlagen auf rund 33 Euro, die nicht einmal die Inflationsrate ausgleicht. Deshalb ist die Wut groß. Es ist zu befürchten, dass es in den kommenden Wochen zu weiteren Ausschreitungen kommen wird, auch vor dem Hintergrund, dass die Opfer von Rana Plaza und Tazreen immer noch auf Entschädigung warten.  Zu den Entschädigungsverhandlungen für die Opfer der Rana Plaza Katastrophe sind von eingeladenen 29 Unternehmen, nur neun erschienen! Auch die deutschen Unternehmen Adler, Güldenpfenning und NKD sind den Gesprächen fern geblieben. Nun sind auch wir Konsumenten gefragt. Es ist an der Zeit zu reagieren und bei den aufgeführten Unternehmen sowie dem Discounter Lidl bis auf Weiteres keine Kleidung zu kaufen.

Hier geht es zum BBC-Filmbericht:

Studie der Kampagne für Saubere Kleidung zu den Arbeitsbedingungen der Zulieferbetriebe von Discountern in Bangladesch:

Freitag, 27. September 2013

Katar – Zwangsarbeit auf WM-Baustellen



Einem Bericht der englischen Tageszeitung „The Guardian“ zufolge herrschen auf den WM-Baustellen in Katar katastrophale Zustände. Zwischen dem 4. Juni und dem 8. August 2013 sind demnach insgesamt 44 nepalesische Gastarbeiter auf den Baustellen wegen Herzversagens oder Arbeitsunfällen gestorben. In dem Bericht ist von Zwangsarbeit und menschenunwürdigen Zuständen die Rede. Sollte die Zahl der Todesfälle so fortschreiten wie bisher, würden bis zum WM-Beginn mindestens 4000 ausländische Arbeitskräfte sterben, sagte ein Vertreter des Internationalen Gewerkschaftsbunds (ITUC) der Zeitung. Beschämende Zahlen für ein Land mit einem der weltweit höchsten Pro-Kopf-Einkommen.

Im Durchschnitt stirbt täglich ein Arbeiter

Der „Guardian“ beruft sich in seinem Bericht auf Unterlagen der nepalesischen Botschaft in Katar. In diesem Sommer sei im Schnitt ein Arbeiter pro Tag – viele von ihnen junge Männer – an einem plötzlichen Herzinfarkt gestorben. Nepalesen machen neben Indern die größte Gruppe unter den Arbeitern auf den WM-Baustellen aus. Die vielen Todesfälle gehen laut dem Bericht vor allem auf die katastrophalen Bedingungen zurück. Trotz Temperaturen von 50 Grad erhielten die Arbeiter zum Beispiel kein kostenloses Trinkwasser. Laut dem Bericht der nepalesischen Botschaft gebe es Hinweise auf Zwangsarbeit. Einige Gastarbeiter hätten seit Monaten keinen Lohn erhalten. Einige müssten deshalb um Essen betteln. „Wir arbeiten stundenlang mit leerem Magen, 12 Stunden Arbeit und dann kein Essen die ganze Nacht“, sagte der 24-jährige Ram Kumar Mahara dem „Guardian“. „Als ich mich beschwert habe, warf mich der Manager aus dem Arbeitscamp, in dem ich lebe und weigerte sich, mir irgendetwas zu bezahlen. Ich musste bei anderen Arbeitern um Essen betteln.“

Moderne Sklavenhaltung

Ihre Pässe sollen routinemäßig konfisziert werden und auch keine Identifikationskarten ausgegeben werden – so dass ihr Status der von illegalen Einwanderern ist. „Wir wollen gehen, aber das Unternehmen lässt uns nicht“, sagte ein nepalesischer Einwanderer. „Ich bin wütend, wie diese Firma uns behandelt, aber wir sind hilflos. Ich bereue es, hergekommen zu sein, aber was sollen wir machen?“ Die nepalesische Botschafterin in Katar, Maya Jumari Sharma, beschrieb die Zustände zuletzt als „offenes Gefängnis“. Etwa 30 Nepalesen suchten deshalb Zuflucht in der Botschaft, um den brutalen Bedingungen zu entkommen. Nach Informationen des „Guardian“ müssen die Arbeiter zum Teil zu zwölft in einem Zimmer schlafen und werden wegen der schlechten hygienischen Bedingungen krank.

Wie reagiert die Weltgemeinschaft?

Der Weltfußball-Verband FIFA zeigte sich über die Berichte "besorgt" und kündigte an, die Verantwortlichen aus dem Wüstenstaat zu kontaktieren. "Diese Berichte werden beim Treffen des Exekutivkomitees am 3./4. Oktober diskutiert", teilte die FIFA auf Twitter mit. Ein Sprecher des Veranstaltungskomitees in Katar zeigte sich entsetzt über die Enthüllungen des „Guardians“. Es gäbe keine Rechtfertigungen für die schlechte Behandlung der Arbeiter. Alle Nationen, die beabsichtigen sich für die Fußball-WM 2022 zu qualifizieren, sind nun aufgefordert Stellung zu beziehen. Sollten sich die Arbeitsbedingungen in Katar nicht deutlich verbessern – der Tod von Arbeitern ist inakzeptabel – bleibt nur eine Alternative: Boykott. 

Video (auf engl.) des „Guardian“ über die Zustände auf Katars WM-Baustellen: 

Hier kann man sich für die Rechte der Arbeiter in Katar engagieren: http://act.equaltimes.org/de/fillastadium


Mittwoch, 25. September 2013

Veranstaltungstipp "Schrei nach Land" – Landkonflikt um Palmöl-Plantagen in Honduras


Vom 30.9.–3.10.2013 berichten die Menschenrechtsexperten Gilda Maria Rivera Sierra und Heriberto Alemán Rodriguez auf ihrer Vortragsreise durch Deutschland (Termine München, Tübingen und Köln s.u.) über den blutigen Landkonflikt im Aguán-Tal in Honduras. Dort kämpfen kleinbäuerliche Gemeinden seit rund 20 Jahren um Zugang zu Land, das ihnen durch Agrarreformen zugeteilt worden ist.

Großgrundbesitzer gegen Kleinbauern

In dem fruchtbaren Tal im Norden von Honduras eigneten sich einflussreiche Großgrundbesitzer Land für die Palmölproduktion an, das für die Agrarreform bestimmt war. Ihre bewaffneten privaten Sicherheitskräfte gehen gemeinsam mit Militär und Polizei gegen Kleinbauern vor, die gewaltfrei ihr Recht auf Land und Nahrung verteidigen. Seit dem Putsch 2009 wurden im Aguán-Tal 57 Kleinbauern und Unterstützer aufgrund dieses Konflikts ermordet. Keiner der Fälle wurde aufgeklärt.

Ziviler Widerstand

Gilda Maria Rivera Sierra und Heriberto Alemán Rodriguez werden in München, Tübingen und Köln über die aktuelle Situation im Aguán-Tal, die Situation der Frauen in Honduras und den zivilen Widerstand berichten. Gilda Maria Rivera Sierra ist seit über 20 Jahren in der Frauenbewegung aktiv und Mitbegründerin des Zentrums für Frauenrechte (CDM, Honduras). Heriberto Alemán Rodriguez ist Mitglied der lokalen Kleinbauernorganisation "Movimiento Unificado Campesino del Aguán" und koordiniert seit 2011 die Arbeit des Beobachtungszentrums für Menschenrechte im Bajo Aguán.

Kampagne „Kleinbauernrechte jetzt!“

Die Veranstaltungen in München und Tübingen sind mit Konzerten der Sängerin Karla Lara verbunden, die international als "die Stimme des Widerstandes" in Honduras bekannt ist. In Köln wird der Film "Schrei nach Land" von Giorgio Trucchi gezeigt, der anschaulich darstellt, wie der Plantagenanbau von Palmöl zu schweren Menschenrechtsverletzungen im Aguán-Tal führt. Die Vorträge finden im Rahmen der FIAN-Kampagne "Kleinbauernrechte jetzt!" statt, die sich für eine Menschenrechtserklärung für Kleinbauern und andere im ländlichen Raum Arbeitende einsetzt.

Termine:
30.09.13, München
19:00 Uhr EineWeltHaus, Schwanthalerstr. 80 Rgb, in Verbindung mit einem Konzert von Karla Lara

01.10.13, Tübingen
20:00 Uhr Schlatterhaus, Österbergstraße 2, in Verbindung mit einem Konzert von Karla Lara

03.10.13, Köln
11:00 Allerweltshaus, Körnerstr. 77, in Verbindung mit dem Film "Schrei nach Land" von Giorgio Trucchi

Montag, 23. September 2013

Rückblick auf die Messe FAIR TRADE & FRIENDS 2013



Dortmunds Messe zum Fairen Handel war auch 2013 ein voller Erfolg. Nachdem die FAIR TRADE & FRIENDS 2013 zum Start bereits eine neue Rekord-Ausstellerzahl vermelden konnte, legte sie nun auch bei den Besucherzahlen zu. Die Messe verzeichnete mit ihrer Neuausrichtung insgesamt 3.600 Besucher – rund zehn Prozent mehr als 2012. „Fair einkaufen-aber wie?“-Autor Frank Herrmann besuchte die Messe und hielt dort zwei Vorträge zu fairen Themen. 

 
„Das Thema des Fairen Handels liegt uns angesichts seiner sozialen Bedeutung besonders am Herzen“, sagt Sabine Loos, Hauptgeschäftsführerin der Westfalenhallen Dortmund GmbH zum Abschluss der Messe. „Daher begrüße ich es sehr, dass die FAIR TRADE & FRIENDS in diesem Jahr erneut Zuwächse verzeichnet. Das war auch das Ziel unserer Modifizierung des Konzeptes.“

 
Mit einem erweiterten Angebot präsentierte sich die größte deutsche Messe für den Fairen Handel auch im vierten Jahr auf Wachstumskurs. So zeigten 2013 insgesamt 137 Ausstellern aus 13 Ländern ihre Waren und Angebote. Angebotsbereiche, die die Besucher auf der FAIR TRADE & FRIENDS 2013 am meisten interessierten, waren: Lebensmittel, Textilien, Kunsthandwerk, Accessoires und Faires Geld. Vor allem letzteres Thema hat in der Gunst der Besucher im Vergleich zum Vorjahr deutlich zugelegt – wohl auch eine Folge der veränderten Schwerpunktsetzung 2013.


Noch ist nicht alles perfekt bei Deutschlands größter fairen Messe (zusammen mit Stuttgart). Steigern kann sich die FAIR TRADE & FRIENDS bei Ruhezonen und Sitzgelegenheiten für die Besucher. Auch das kulinarische Angebot war mit zwei Ständen etwas mickrig. Es gab beispielsweise keine Möglichkeit zu frühstücken, oder nachmittags ein Stück Kuchen zum fairen Kaffee zu bekommen. Schade, hier wurde eine Menge Potenzial vergeudet, denn die meisten Besucher möchten auf einer Messe vor allem eines: probieren!

Samstag, 21. September 2013

Jahresbericht von Fairtrade International


Der Faire Handel wächst und gedeiht. Dies lässt sich den aktuellen Zahlen des Jahresberichts von Fairtrade International entnehmen. Beispielsweise profitieren mehr als 1,3 Millionen Bauern und Arbeiter in 70 Ländern weltweit von fairen Preisen und Prämienzahlungen. Letzere summierten sich 2012 auf über 80 MillionenEuro.



1149 Produzentenorganisationen sind inzwischen Fairtrade-zertifiziert, darunter 595 aus Lateinamerika und der Karibik, 393 aus Afrika und dem Mittleren Osten sowie 161 aus Asien und dem pazifischen Raum. Das Land mit den meisten Fairtrade-Bauern und –Arbeitern ist Kenia. Rund 14 Prozent aller Fairtrade-Produzenten stammen aus dem ostafrikanischen Land. 


Weltweit sind Fairtrade-Produkte inzwischen in über 125 Ländern erhältlich. Mehr als 3000 Firmen arbeiten auf der ganzen Erde mit Fairtrade zusammen. Und die Zahl der sogenannten „Fairtrade-Towns“, Städte die Kriterien des Fairen Handels erfüllen, ist auf über 1300 in mehr als 20 Ländern angewachsen. Verbraucher haben 2012 weltweit für rund 4.8 Milliarden Euro Fairtrade-Produkte gekauft.

Download des aktuellen Fairtrade-Reports hier (engl.):