Sonntag, 14. Juli 2013

Reisekonzern TUI macht vorerst Rückzieher bei Delfingeschäft


Türkische Delfinarien haben keinen guten Ruf. Die katastrophale Haltungsbedingungen mit etlichen Todesfällen hat die TierschutzorganisationWal- und Delfinschutz-Forum (WDSF) dokumentiert.

Neuer Versuch mit Delfinen Geld zu verdienen


Obwohl sich die größten deutschen Reiseveranstalter, darunter TUI, Thomas Cook mit Öger Tours, Neckermann- und Bucher-Reisen, Rewe Touristik mit Jahn und ITS, Schauinsland-Reisen, FTI Touristik und alltours, bereits 2011 geeinigt hatte, bis auf Weiteres keine Delfinarientouren in der Türkei mehr anzubieten, wagt die TUI 2013 erneut einen Vorstoß, um im Geschäft mit den Delfinen wieder zu verdienen. Geplant waren erneut Ausflüge in das türkische Sealanya-Delfinarium in Alanya. Gerade dort aber hatte das WDSF nachweisen können, dass im Jahr 2008 zehn Delfine aus der grausamen japanischen Delfintreibjagd in Taiji importiert worden waren, wovon vier Tiere im Frühjahr 2010 in dem Delfinarium qualvoll gestorben sind.

Wenige überzeugende Begründung der TUI

Die Nachfrage deutscher Urlauber nach einem Besuch in einem Delfinarium sei groß, begründet die TUI ihren Schritt. Gegenüber dem WDSF erklärte Mareike Opolka von der TUI-Unternehmenskommunikation: "Mit dem Verkauf des Sealanya Delfinariums stellen wir sicher, dass die Urlauber ein kontrolliertes und zertifiziertes Delfinarium besuchen und nicht auf eigene Faust mangelhafte Einrichtungen aufsuchen." Zudem rechtfertigte die TUI den Besuch des Delfinariums mit einem ohne Beanstandungen verlaufenden Audit, dass zusammen mit dem britischen Reiseverband ABTA unter dem Aspekt globaler sozialer Tierschutz-Leitlinien durchgeführt worden sei.

Katastrophale Lebensbedingungen für Delfine

Dies sieht WDSF-Geschäftsführer Jürgen Ortmüller grundsätzlich anders: "Hier geht es TUI nur um's Geschäft, alles andere ist Scheinheiligkeit. TUI fördert durch den Ticketverkauf die mörderische Delfintreibjagd in Japan, weil der Delfinarienbetreiber durch die Ticketerlöse für die bisher verstorbenen Tiere weitere Delfine aus Wildfängen nachkaufen kann. Die Delfine leben im Sealanya-Delfinarium unter katastrophalen Bedingungen in viel zu kleinen Betonbecken und verbrennen bei über 40 Grad in der prallen Sonne, da ein erforderlicher Sonnenschutz fehlt. Das angebotene Schwimmen mit Delfinen ist kommerzielle Ausbeutung und Stress für die Tiere." Als einen besonderen Skandal empfindet Ortmüller das TUI-Showangebot mit Delfinen aus Taiji.

An Delfinshowtickets klebt Blut

In Taiji findet alljährlich eine blutige Jagd auf rund 2.000 Delfine statt. Die schönsten Delfine werden für den Verkauf an Delfinarien mit einem Stückpreis von bis zu 150.000 US-Dollar aussortiert. Der Rest wird abgeschlachtet und landet in japanischen Restaurants und Schulkantinen. Der Oscar-prämierte Kinofilm "Die Bucht" mit dem Ex-TV-Flipper-Trainer und Delfinschützer Richard O'Barry ging 2010 um die Welt und sorgt immer noch für Entsetzen über das blutige Treiben der japanischen Fischer in Taiji. O'Barry, der 2011 mit dem Medienpreis Bambi geehrt wurde und Mitglied im WDSF-Kuratorium ist, sagte jetzt zur TUI-Entscheidung: "Delfine sterben weltweit für Delfinshowtickets, an denen Blut klebt."

Facebook-Proteste zeigen vorerst Wirkung

Die heftigen Proteste von Tierschützern, die auf die TUI in kürzester Zeit über die Facebook-Seite einprasselten, haben den Konzern nun zum Umdenken gezwungen. Man habe sich entschieden, den Verkauf der Ausflüge zum Sealanya-Delfinarium ab sofort zu stoppen, meldet TUI auf Facebook. Wortwörtlich heißt es dort: „Liebe Tierfreunde, ... Wir nehmen Eure Kritik sehr ernst und werden uns das Delfinarium nochmal sehr genau mit Experten anschauen und gehen damit Eurer Kritik nach. Wenn wir diese nicht ausräumen können, werden wir diesen Ausflug auch in Zukunft nicht mehr anbieten.“ Ganz beendet scheint die Sache demnach noch nicht zu sein!